Freitag, 28. März 2014

Zurück in der Heimat

27.03.2014

Jede Reise geht einmal zu Ende, egal wie kurz oder lang! Wir haben jeden einzelnen Tag unserer 6-monatigen Auszeit genossen und beschreiben nun die"letzte Seite" unseres Tagebuches. Wir bringen viele wunderschöne Eindrücke und einzigartige Erlebnisse mit nach Hause. Dies alles zu verarbeiten wird einige Zeit dauern. Wir freuen uns darauf, die Familie wieder zu sehen, unsere Eltern, Kinder und Enkel zu umarmen, ein heisses Bad (und ein richtiges Frotteehandtuch) zu geniessen und endlich wieder Schwarzbrot zu essen. Viel Erlebtes ist aber unvergesslich, ist ein Teil von uns geworden. Wir haben neue Freunde gewonnen und wir hoffen ein paar von ihnen besuchen uns irgendwann in Deutschland, damit wir uns für all die Hilfe, Unterstützung und Gastfreundschaft revanchieren können. Einige Dinge in Deutschland werden uns wichtiger sein als vorher, manches werden wir als lächerlich empfinden. Habt Nachsicht mit uns.
Über die Alpen geht´s Richtung Heimat
Unser Blog ist ein dünner roter Faden, der unsere Reise verfolgt hat. Wir werden einige Lichtbildervorträge organisieren. Aber auch diese Bilder und Berichte können nur einen Bruchteil des Erlebten widerspiegeln. Allen, denen das Lesen unseres Blogs Freude bereitet hat und die mit ähnlichen Gedanken spielen, können wir nur raten: "Just do it!"
  Ein besonderes Abschnitt in unserem Leben ist nun zu Ende. Wir danken allen, die uns die Verwirklichung unseres Lebenstraumes ermöglicht haben, ganz besonders aber unserer "Basis-Station" zu Hause, die von Anne und René exzellent gemanagt wurde. Unsere KOMETEN von ROTOR haben uns treue Dienste geleistet, keinerlei Pannen, abgesehen von ca.10 platten Reifen. 
In den nächsten Tagen wollen wir noch eine Landkarte mit dem Tourverlauf und eine Ausrüstungs- und Linkliste für Nachahmer erstellen.
Unser "Empfangskomitee" auf dem Pirnaer Bahnhof

 


 

Donnerstag, 27. März 2014

São Paulo

26.03.2014
Schon gestern waren wir erfolglos auf der Suche nach Fahrradkisten für den Rücktransport. Wir sollen den Tag genießen, Bruno und Fabio wollen sich darum kümmern.
Okay, so nehmen wir an einer weiteren FREE WALKING TOUR teil. Das ist der einfachste Weg in einer Stadt einiges zu sehen und ein paar Fakten und Geschichten zu hören.
In São Paulo gibt es viele Häuser mit ca. 150m Höhe, die teilweise schon um 1950 errichtet wurden. Dazwischen einige schicke historische Gebäude, vor allem das Theater und die Kathedrale.
Theatro Municipal

Durch zahlreiche Einwanderer aus aller Welt ist die Stadt multikulturell geprägt.
Mittagessen gibt's in einem "Kiloladen". Man lädt sich an einem Bufet auf was und wie viel man möchte und zahlt dann, was gewogen wurde. Einfach, schnell und lecker. Schließlich verschaffen wir uns vom Martinelli-Haus einen Überblick über die Stadt. Der Italiener bekam wegen des Baugrundes nur die Genehmigung für 26 Stockwerke. Da er aber 30 bauen wollte, setzte er nach Abschluss der Arbeiten noch eine Wohnung mit 4 Etagen oben drauf. Ein herrlicher Rundblick!



Blick vom Martinelli Gebäude
Abends berichtet Fabio, dass er leider keine Kisten bekommen konnte. Nun wird's eng.
Nach einigen Telefonaten sichert uns ein Bikeshop eine Box zu. Thomas fährt mit der Metro hin. Schäkert und bettelt ein bisschen und bekommt zwei!!!
Wir schrauben und packen bis kurz vor Mitternacht.
Mitternachtspizza, Belohnung nach dem Einpacken


25.03.2014   Fahrrad 13 km,100 Hm

Die 16-stündige Busfahrt haben wir ganz gut überstanden. Nach mehreren Langstreckenfahrten wissen wir nun, wie man sich in den Liegesitzen am besten positioniert, um auch ein paar Stunden Schlaf zu finden.
Am Terminal Barr. Fundo Schutzbleche und Gepäckträger montieren und dann in den Großstadtdschungel. Zum Glück haben wir uns gestern schon den Weg zu Bruno und Laura, unseren Gastgebern hier in der Stadt,  bei Google-Maps genau angeschaut. Ein paar Kilometer weiter hält auf der Gegenfahrbahn ein Auto, ein Mann ruft und winkt und kommt über den Mittelstreifen zu uns gesprintet. Es ist Bruno! Wir haben uns noch nie gesehen, aber wenn zwei mit bepackten Rädern durch São Paulo fahren, können es nur die Deutschen sein. Das in dieser riesigen Stadt mit über 20 Mio. Einwohnern, locker ein Viertel von ganz Deutschland! "El mundo es un pañuelo  - Die Welt ist ein Taschentuch (Dorf)"  würde der Argentinier sagen.
Radweg in Sao Paulo
Wir bekommen den Hausschlüssel und sind bald unterwegs in die City. Auch hier gibt es eine supermoderne Metro mit fünf Linien und 64 Bahnhöfen. Pro Tag wird sie von mehr als 3 Millionen Menschen genutzt. An unserer ersten Station müssen wir 5x Rolltreppe fahren, ehe wir unten sind! Jede Rolltreppe ist vierfach vorhanden, wir bekommen einen ersten Eindruck von der Großstadt. Jana wünscht sich einen letzten Marktbesuch in Südamerika und so schlendern wir durch den Mercado Municipal. Dieser ist auch architektonisch interessant, mit Kuppeln und Buntglasfenstern. Mit einem Obstsalat in der Hand bestaunen wir Früchte, die wir noch nie gesehen haben. Die Händler schneiden Kostproben ab und lassen sie in den Salat fallen, so wird er immer wieder aufgefüllt :-)
Spät abends gehen wir mit unseren Gastgebern und einigen Freunden noch typisch brasilianisch Essen.

Aktuelle Position: -23.569816, -46.698633

Dienstag, 25. März 2014

Natur, Technik & Soziales

24.03.2014  Fahrrad 42 km, 450 Hm
Nach dem Ausflug in die Technikwelt gestern suchen wir ein Naturäquivalent. Doch dem Rummel an den Wasserfällen auf brasilianischer Seite wollen wir aus dem Wege gehen. So besuchen wir den Vogelpark, ganz nahe am Eingang zum Nationalpark Iguaçu. Uns bietet sich eine wundervolle Vielfalt geflügelter Tiere, aber auch Reptilien. Einige der Tucans und Reiher sind gar nicht scheu und ziehen mit ihren Schnäbeln Jana den Klettverschluss ihrer TEVA-Sandalen auf.


Wir radeln die 15 km zurück in die Stadt, denn am Nachmittag heißt es einpacken und auf zum Busbahnhof. 19:15 Uhr fährt unser Bus rund 1000 km nach Sāo Paulo, der letzten Station unserer Südamerikareise. Der Bus hat riesige Gepäckfächer und so stehen Bici und Caballo Negro sicher und friedlich nebeneinander.

23.03.2014  Fahrrad 37 km, 539 Hm
Unweit von Foz de Iguaçu wurde 1975 mit dem Bau des größten Wasserkraftwerkes der Welt begonnen. Die Stauung des Flusses Paranã war lange Zeit umstritten, das Projekt verzögerte sich. 2007 wurden die letzten beiden der 20 riesigen Turbinen in Betrieb genommen. Wir radeln die 15 km zum Eingang des Geländes auf brasilianischer Seite, wo sich ein großes und modernes Besucherzentrum befindet. Mit einem Touristenbus fahren wir über die gewaltige Staumauer.


Die installierte Leistung beträgt 14.000!!! Megawatt und deckt 75 % des paraguayischen sowie 17 % des brasilianischen Strombedarfes.75m tief strömt das Wasser in riesigen Druckrohren mit 10 m Durchmesser den Turbinen mit je 700 MW Leistung zu. (deutsche Ingenieurskunst: entwickelt und konstruiert von SIEMENS / VOITH). Thomas ist begeistert, schließlich geht unsere Reise ja bald zu Ende, die Arbeit wartet schon und das ist quasi eine Einstimmung.
Auf dem Rückweg machen wir einen Abstecher über die Paranā-Brücke nach Ciudad del Este, Paraguay. Es ist Sonntag, die Geschäfte und Straßenstände, die sonst Elektronik zu Schleuderpreisen feilbieten, sind alle geschlossen. Da die Stadt weiter keine Sehenswürdigkeiten hat, kehren wir schnell wieder um, denn Ciudad del Este ist ein "heißes Pflaster" und wir wollen unsere Fahrräder wieder mit nach Hause bringen. ;-)
Am Abend kochen wir für unsere Gastgeber Kartoffelsuppe (ziemlich mühselig, alles mit einer Gabel zu pürieren:-) und zeigen ein paar Fotos unserer Reise in Bolivien. Carlos wohnt mit zwei Kommilitonen in einer großen Wohnung und sie haben oft Schlafgäste. Die meisten sind "Couchsurfer". Außer uns ist zeitgleich Dasha aus Moskau hier.



Alle Gäste verewigen sich mit einer Widmung an der Wand und es ist schon schwierig, ein freies Plätzchen zu finden. Über 200 Personen durften die Gastfreundschaft der drei Brasilianer schon genießen und auch wir fühlten uns in der Studentenbude ausgesprochen wohl.

Sonntag, 23. März 2014

Bem-Vindo in Brasilien

22.03.2014  Fahrrad 16km
Endlich strahlt die Sonne vom Himmel. Das ist unser Tag für den Besuch der Wasserfälle!
Mit dem Public Bus geht es zum Parkeingang und dann sind wir sechs Stunden zu Fuss und mit der Kleinbahn unterwegs. Die Ausblicke sind wirklich beeindruckend. Eleanor Roosevelt soll beim Anblick der Wassermassen gesagt haben:  "Poor Niagara!" Ein Ausspruch, auf den die Argentienier mächtig stolz sind. Drei Viertel der Fälle liegt auf argentinischem Staatsgebiet, von wo man Zugang bis zum sogenannten „Teufelsschlund“, spanisch: Garganta del Diablo. 
Der Breite nach sind es die größten Wasserfälle der Welt und nach dem heftigen Regen der letzten Tage schätzt man den Durchfluss auf 7.000 m³/s!  Jedenfalls donnert, gurgelt und tost es um uns herum, Gischt sprüht und Regenbogen leuchten. Als Zugabe begegnen uns noch Nasenbären, Eidechsen, ein Affe und Kappenblauraben.

Zurück in der Stadt, packen wir die Räder und starten Richtung Brasilien. Der Grenzübertritt ist unkompliziert und auch unseren Warmshower Gastgeber Carlos finden wir schnell und werden herzlich aufgenommen.

21.03.2014
Glücklicherweise ist das Zimmer eigentlich für vier Leute, da können wir unsere feuchten Sachen ausbreiten. Mit den Rädern fahren wir ins Dreiländereck (Argentinien, Brasilien, Paraguay), an den Zusammenfluß des Rio Paraná und des Rio Iguazú.
Holen Erkundigungen ein wie wir den Besuch der Wasserfälle morgen organisieren, waschen Wäsche, Thomas putzt wieder die Räder und nachmittags besuchen wir den "Jardin de los picaflores". Ein kleiner, privater Garten, in dem sich seit 30 Jahren viele Arten von Kolibris heimisch fühlen. Von Zuckerlösung und Nektar angelockt umfliegen uns die schnellen Vögel ohne Scheu. Wir sitzen einfach auf der Bank und genießen das Treiben um uns herum.

20.03.2014
Frühstück an der "Tanke" und dann nehmen wir die 40km nach Posadas unter die Reifen. Es regnet zum Glück nicht mehr und an einem Bach waschen wir den roten Schlamm von den Taschen und Rädern.
Die Straße wird gerade zur Autobahn ausgebaut, teilweise haben wir eine ganze Fahrbahn für uns, teilweise ist es ganz eng ohne Seitenstreifen. Kurz vor unserem Ziel setzt der Regen wieder ein, die Reinigungsaktion war umsonst. An der Straße Nr. 12, die nun direkt nach Iguazú führt, nimmt uns kein LKW mit. Auch die ersten 3 Busse haben keinen Platz für die Räder. Erst beim letzten des Tages, 19 Uhr sind wir erfolgreich. Nass und geschafft sinken wir in die Polster und schaukeln fünf Stunden nach Iguazú. Genau Mitternacht begeben wir uns auf Hostelsuche. Eine heiße Dusche und ein kaltes Bier - fertig.

Aktuelle Position:-25.597800, -54.567917

Donnerstag, 20. März 2014

Abschied von Uruguay und Regen, Regen...

19.03.2014 Fahrrad 83km, 250 Hm, 400km getrampt
Punkt 5 Uhr hält der Camion vor der Tankstelle. Toll. Er setzt uns auch wieder ein einer Servicestation ab, aber die Fahrer wollen fast alle nach Brasilien. Also ab aufs Rad. Es fährt sich schlecht, es regnet und die Straße hat keinen Randstreifen.
Weltuntergangsstimmung
Vorbeifahrende Autos duschen uns, LKWs treiben uns rechts in den Schlamm. Dank der Gore-Membran steht das Wasser in Janas Schuhen und kommt nicht mehr raus. Nach 60km treffen wir drei Truckerfahrer bei der Mittagspause an. Einer nimmt uns mit. Hector ist sehr nett, Thomas darf sogar auf seinem Bett etwas vom fehlenden Nachtschlaf nachholen. In der Gegend werden Zitrusfrüchte angebaut, Yerba und Tee gedeihen prächtig, auch Zuckerrohr. Nach 200km biegt der Camion leider ab und wir müssen wieder in den Regen hinaus. Schade, wir waren gerade etwas angetrocknet ;-)
Nach 20km kommt eine Tankstelle, dort sollen wir uns bei Diego melden, er hätte einen Schlafplatz für uns. Das organisierte Hector unterwegs telefonisch. Leider hat Diego inzwischen Feierabend und in der Tankstelle ist wirklich kein Platz. Der Speisesaal wird nachts geschlossen und die Wiesen stehen knöcheltief unter Wasser. Nach etlichem Herumfagen dürfen wir am Wohnhaus des Kneipers unter das Vordach. Vorher essen wir bei ihm leckeres Asado. Salat und Beilagen nimmt man sich vom Bufet und er kommt aller Minuten mit einem anderen Grillspiess vorbei. Huhn, Rippchen, Blut- Brat- und Geflügelwurst, Schweinefleisch... so viel man will und wir wollen diesmal ziemlich viel.



18.03.2014, Fahrrad 76,5 km, 228 Hm
Salto ist eine Stadt mit vielen sportbegeisterten Menschen. Gestern trainierten neben uns zwnzig junge Männer Kondition für Fußball und auch heute morgen sind schon zahlreiche Jogger und Radfahrer unterwegs. Letztere winken uns besonders begeistert zu. Zwölf Kilometer nördlich wird die Stauumauer des Stausees als Grenzübergang zwischen Uruguay und Argentinien genutzt. Genau damit bekommen wir ein Problem. Ein Beamter springt aus dem Gebüsch und erklärt, dass Fußgänger und Radfahrer diese Grenze nicht passieren dürfen. Wir sollen zurück nach Paysandu, das wäre ja nicht weit (reichlich 200km Umweg!).
Wir diskutieren, bitten, erfolglos. Dann kommt ein mickriges Moped und darf fahren. Jana meint wütend, dass das im Prinzip das Gleiche ist und will losfahren. Der Beamte verstellt den Weg. Damit kann der nächste PickUp nicht vorbei. Der Fahrer hört sich unser Problem an, lädt seelenruhig die Räder auf und bringt uns kopfschüttelnd den Kilometer über das Wasser. Danke!
Rast in Colonia Alemana, alles toll kitschig und bayerische Schrammelmusik im Hintergrund
Da nun unsere Zeit knapp wird, wollen wir trampen oder Bus fahren. Ein Kleinlaster nimmt uns 35km mit. Dann kommt lange nichts, wir fahren mit dem Rad. Als wir gerade aufgeben wollen hält ein Camion. Der Fahrer meint, heute fährt er nur noch 15km, weil er hier wohnt, aber morgen früh 5 Uhr will er 200km in die richtige Richtung und würde uns mitnehmen. Wir verabreden uns an einer Tankstelle.
Dort kaufen wir uns was zum Abendessen und eine heisse Dusche (20cent). Dann rollen wir hinter einer Kühltruhe die Isomatte aus und versuchen ein paar Stunden zu schlafen.

17.03.2014. Fahrrad 70km,  345 Hm

Die Wahl des Schlafplatzes war richtig, wir schlafen ungestört bis 8 Uhr und gehen dann erstmal baden. Wegen unserer Räder und Sachen machen wir uns hier gar keine Sorgen, Uruguay hat eine der niedrigsten Kriminalitätsraten weltweit. Dann schwingen wir uns mit aufgeweichten Knochen auf die Räder, sehen uns noch die nächste Therme in Dayman an (eher Spaßbad) und erreichen Salto, eine Stadt mit 100Tsd Einwohnern. Heute achten wir einmal besonders darauf: mindestens jeder 2. auf der Straße (egal ob Dorf oder Stadt) grüßt uns, winkt, wünscht Glück oder gute Reise oder spricht uns direkt an. Während wir uns mit zwei jungen Leuten unterhalten, stoppt ein Auto und ein weiteres Paar steigt aus. Sie haben in Deutschland gearbeitet und wollen wissen, woher wir sind.
Abendstimmung in Salto
Da Unterkünfte hier teuer sind, entscheiden wir uns wieder für den Stadtpark. Übrigens sind auch Lebensmittel teils deutlich preisintensiver:
1,5l Wasser = 1 €
1l Nektar, Saft gibt's nicht = 1,70€
1kg Brot = 2 bis 5 €
1l Bier = 1,50€
1Rolle Kekse = 2,50€
1kg Obst = 2 bis 4 €
500g Haferflocken = 2€
ABER: wenn man 3kg Grillfleisch kauft kostet dies nur 10€ ;-)
Gaststättenpreise sind etwa wie in Deutschland.

Montag, 17. März 2014

Tropisches Klima und heisse Quellen

16.03.2014   Fahrrad 66 km, 316 Hm
Erwartungsgemäß ist früh alles nass von Tau und Luftfeuchtigkeit. Es dauert, ehe wir loskommen. Bei straffem Gegenwind kämpfen wir uns die 30km bis Paysandú.
 Der Ort ist eher enttäuschend, nur das Eis ist lecker. Wir rollen an den Strand vom Rio Uruguay und halten wenigstens mal die Füße ins Wasser. Dann suchen wir nach einer Mitfahrgelegenheit und haben schließlich Glück. Ein Kleinlaster lässt uns samt Gepäck auf der Ladefläche unter eine Plane kriechen und nimmt uns 35km mit.
Die restlichen 10km bis zu den Termas de Guaviyu tröpfelt es wieder. Wir parken nur die Räder und tauchen erstmal im 38°C warmen Wasser ab. Dieses ist nicht nur angenehm warm, auch die Haut fühlt sich hinterher ganz weich an. Dann entscheiden wir uns für den Schlafplatz im "Waschhaus" des Campings. Der ist sauber, trocken und dank Innenzelt mückenfrei. ;-)

Aktuelle Position:   -31.842467, -57.886267                                                                                          


15.03.2014.  Fahrrad 94 km, 350 Hm
Unser erster Blick geht zum Himmel: Die Sonne scheint! Unsere Sachen sind noch nicht wieder richtig trocken, aber nach einem kurzen Stop im Supermarkt sind wir auf dem Weg Richtung Paysandú. Wir überqueren den Rio Negro und fahren 12 km auf staubfreier Piste (dem Regen sei Dank!) zur Ruta 24. Die ist geradegerade frisch rekonstruiert, rollt gut, aber bietet kaum Schatten. Auf dem Weg liegen viele gelbe Steine, die verblüffende Ähnlichkeitkeit mit Bernstein haben. Aber wo sollen die herkommen?
Die Sonne brennt auf uns herab. Mittags gönnen wir uns eine eiskalte Cola in einer kleinen Bar. Eintönig radeln wir dahin, der Seitenwind lässt am späten Nachmittag nach und das Sonnenlicht taucht alles in herrlich erdfarbene Töne. Bei einem Bauernhof fragen wir, ob wir zelten dürfen: "No hay problema, si si, por favor!" Es gibt Nudeln mit Tomatensauce und Rosewein zum Abendmahl. Wir genießen einen herrlichen Sonnenuntergang und die Stille in der Nacht.

Samstag, 15. März 2014

Uruguay, das "warme Herz" Südamerikas

14.03.2014. Fahrrad 76km, 323 Hm
Morgens ist alles klamm von der hohen Luftfeuchtigkeit. Wir packen und nehmen die 77km bis Mercedes unter die Räder.
Es rollt ganz gut, bis uns ein heranziehendes Gewitter in eine Bushaltestelle treibt.
Wir warten 2h, schreiben blog, naschen Kekse, aber es wird nicht besser. Also Regensachen raus und los, es fehlen uns nur 10km. Zum Glück ist der Regen warm, denn es bleibt kein trockener Faden an uns. In der Stadt gibt es nur Hotels, zähneknirschend nehmen wir eines. Nicht besonders toll, der Putz fällt von der Wand, aber ein großes Zimmer, wo wir unser nasses Zeug aufhängen können. Als ein neuer Guss einsetzt, steht die Lobby unter Wasser. Unser Zimmer scheint dicht zu sein ;-)
Aktuelle Position: -33.249533, -58.032821



13.03.2014  Fahrrad 80km, 475 Hm
Von Rosario geht es gerade nördlich eine Eukalyptusbaumallee entlang. Tausende Papageien haben in den hohen Bäumen ihre Nester gebaut und ihr Krächzen begleitet uns die ersten 30km. Die Straße ist sanft wellig, alles sehr grün. Es gibt viel Landwirtschaft, vor allem Sojabohnen, Mais und Rinderherden. Wir sehen moderne Traktoren und Mähdrescher. In den Dörfern winken uns Leute zu, Daumen hoch, grüßen. Es scheint viele Tiere zu geben. Die meisten sehen wir leider nur tot am Straßenrand: bunte Vögel, verschiedene Schlangen, unzählige Schmetterlinge, ein großes Gürteltier, diverse Fellträger und zwei lebende, handtellergroße Spinnen. Wir sollten darauf achten, unser Zelt gut zu schließen. ;-)
Ein geeigneter Platz findet sich heute ohne Suchen.

Wie die meisten Orte in Uruguay hat auch José Enrique Rodó einen "Park Municipal". Das heißt einen Stadtpark mit teils überdachten Sitzplätzen, Spielplatz, Toiletten, fließend Wasser und natürlich Grillstellen. Als wir uns gerade häuslich einrichten, kommt ein Mitarbeiter des Reinigungstrupps (alles ist tiptop sauber, der Rasen frisch gemäht) und zeigt uns Licht und das es WIFI Zone ist :-) Das Ganze ist kostenlos.

12.03.2014
Im Hostel "EL VIAJERO", kultig, empfehlenswert, gibt's ein ansprechendes Frühstück.
Wir traben zum Treffpunkt der "Free walking tour" und lassen uns mit elf anderen Leuten zu den schönsten Stellen im alten Montevideo führen. Begeistert erzählt uns die 22Jährige von "ihrem Präsidenten", José Mujica. Fast 80 Jahre alt, wohnt er immer noch auf seiner kleinen Estancia und kommt mit einem VW Käfer selbst ins Regierungsgebäude gefahren. 90% seines Gehaltes spendet er kleinen Unternehmen des Landes und offizielles Dienstauto ist ein Opel Corsa.
Beeindruckend ist der Rio del Plata, über den wir ja gestern kamen. Man kann das andere Ufer nicht sehen und denkt, man ist am Meer. Er ist an dieser Stelle 50km breit und damit der breiteste Fluss der Welt. Die Tour endet am Hafen und wir spekulieren auf Fisch zum Mittagessen. Aber es gibt viel Fleisch, das auf riesigen Grills zubereitet wird. Ist auch lecker!

Am späten Nachmittag fahren wir die 2h mit dem Bus zurück nach Rosario, da wir uns noch einen Zeltplatz suchen müssen. Aber Pablo, der Geschäftsinhaber, lädt uns zu sich nach Hause ein. Wir schlafen prima in seinem Gartenhaus.
Aktuelle Position: -34.326940, -57.345932

11.03.2014.  Fahrrad 65 km, 309 Hm
Eine schöne Fahrt mit den Rädern auf den Straßen der erwachenden Stadt. Die Bürgersteige werden mit Wasser gereinigt, Werbetafeln raus gestellt, Müll abgeholt, ...
Die Fähre bringt uns schnell über den Rio del la Plata nach Colonia. Nun sind wir in unserem 5. Land der Reise, in Uruguay. Halb so groß wie Deutschland, 3 Millionen Einwohner. Ziemlich hoher Lebensstandard, angeblich das friedlichste Land hier, vamos a ver - wir werden sehen. Wir kurven durch die historische Altstadt, genießen die gemütliche Atmosphäre. Colonias historische Altstadt gehört zum Weltkulturerbe, also muss jeder Japaner hier gewesen sein. Wir treffen an jeder Ecke eine andere Gruppe mit Stadtführer. So hält es uns nicht allzu lange dort. Wir radeln in Richtung Rosario, essen unterwegs in einer Granja Mittag und finden dadurch zufällig die größte Bleisiftsammlung der Welt. Stolz zeigt uns der Besitzer seine Urkunden von den Eintragungen ins Guinessbuch der Rekorde.

Die Straße nach Montevideo ist wellig, es geht immer seicht auf und ab. In Rosario wollen wir zur Tourist-Info, an einer Kreuzung hält aber neben uns ein Auto und der Fahrer fragt uns, ob uns helfen kann. Wir stellen unsere Räder in seinem kleinem Auto-Elektronik-Geschäft ein und fahren schon eine halbe Stunde später mit dem Bus nach Montevideo. Nach längerer Suche finden wir ein nettes Hostal nahe dem Zentrum.
Aktuelle Position: -34.907694, -56.192938


10.03.2014
Ausschlafen, gemütlicher Frühstücksplausch mit Carolina. Dann mit der Metro ins Stadtzentrum. Beim Geldwechsel müssen wir eine halbe Stunde anstehen, der Kurs hat sich für uns etwas verschlechtert. Nach dem Mittag (Zitronenhühnchen mit gegrilltem Kürbis) fahren wir zum Büro von Colonia Express und kaufen zwei Passagen für die Fähre nach Colonia. Die sind recht teuer, 30 € pro Person und Fahrrad für eine Stunde Fahrzeit. Dann begeben wir uns in die SAACKE Niederlassung und nehmen unsere sicher verwahrten Räder und das Gepäck in Empfang. Mit herzlichen Wünschen der Mitarbeiter versehen, radeln wir zu Hugo und Carolina. Dort gibt's noch ein feines gemeinsames Abendessen, dann müssen wir unsere Sachen neu sortieren und schlafen, denn morgen geht's zeitig los.

Montag, 10. März 2014

Potosí die Stadt am reichen Berg

09.03.2014
Die Straße von Potosí über Tupiza nach Villazon ist nun durchgehend asphaltiert. Wir haben bequeme Liegesessel für die 7-stündige Nachtfahrt gebucht und der Bus kommt auch um 4 Uhr morgens an. Zum Glück dürfen wir noch bis um 6 im Bus bleiben, dann laufen wir die 500 m zur Brücke, an der die Grenze zu Argentinien verläuft. Eine lange Menschenschlange wartet dort auf die Offnung der Grenzstation. 1 1/2 h dauert es, bis wir auf argentinischer Seite zum Busterminal eilen. Gerade noch rechtzeitig - 10 min. vor Abfahrt des Buses nach Salta - bekommen wir eine Fahrkarte. Normale Fahrzeit sind 7 Stunden, aber die brauchen wir schon bis Jujuy. Zweimal wird der Bus von der Polizei kontrolliert. Einmal stehen wir eine Stunde am Straßenrand, die Polizisten machen Pause, wir warten. Beim zweiten Mal müssen alle Fahrgäste mit allem Gepäck aussteigen, die Beamten wühlen in den Taschen. Was suchen sie? Jedenfalls wird für uns die Zeit knapp. In Jujuy fährt zum Glück gleich ein Anschlussbus nach Salta. Dort springen wir aus dem Bus, rennen zum Taxistand und der Fahrer bringt uns mit Übertretung sämtlicher Verkehrsregeln zum Flughafen. Ufff, gerade so geschafft. Zwei Stunden turbulenter Flug, dann sind wir in Buenos Aires. Nur noch zwei Stadtbusse, Mitternacht stehen wir nach 28 Stunden Reisezeit vor Hugos Haus.



08.03.2014
Wir buchen noch einmal einen Stadtrundgang. Die Geschichte der Stadt ist natürlich eng mit dem Bergbau verbunden.
Blick zum Cerro Rico
 Die Franziskaner Kirche ist die Älteste. Jesus hat eine braune Hautfarbe, da die indigene Bevölkerung sich so mit dem Katholizismus schneller identifizieren konnte. Einmal im Jahr wurde im Mittelalter die Straße vom Franziskaner Kloster zur Kathedrale am Hauptplatz mit Silberplatten belegt, die Prozession von den Balkonen mit Blütenblättern bestreut.
Auch heute wird zu besonderen Anlässen mit Silber geschmückt 
 In Potosí steht eine von fünf Freiheitsstatuen weltweit, die Stadt befreite sich vom spanischen Joch 1806, lange vor der Unabhängigkeit des übrigen Landes. Einige der 27 Kirchen der Stadt wurden später als Hospital, als Kino odet auch als Theater genutzt. Die Stadtkadedrale, die aufwendig restauriert wird, ist wegen der Dynamitnutzung bei Festen in den Grundmauern desolat und die Türme drohen einzustürzen.
Reiche Verzierungen schmücken viele Gebäude
Marlene erklärt uns in gutem Englisch viele Details. Im Konvent Santa Maria leben noch 10 Nonnen, einige Straßen sind nicht gerade und mit Mauervorsprüngen, damit der Wind sich verfängt und die Häuser nicht so auskühlen im Winter. Viele Dinge, die man nicht im Reiseführer lesen kann. Auch diesmal führt Marlene nur uns beide und bei einer Tasse Kaffee erfahren wir viel von ihrer Familie und Ausbildung. Auch sie ist der Meinung, dass die Armut des Landes ihren Ursprung in der mangelnden Bildung hat.
Wir sitzen noch bis 18:00 Uhr im Reisebüro, wo wir den Stadtrundgang gebucht haben. Die Chefin, Helen, spicht mit uns und anderen Kunden, obwohl klar ist, dass wir nichts mehr umsetzen werden. Dieses Büro verkauft auch Minentouren und interessanterweise ist Helen dagegen, dass die Touristen auf dem Markt Alkohol, Zigaretten und Coca kaufen. Sie empfiehlt ihren Kunden Milchpulver, Joghurt, kleine Bücher für die Kinder der Arbeiter zu verschenken. Wir bekommen noch Tipps und Prospekte für unsere Weiterfahrt nach Villazon und werden zum Abschied gedrückt wie enge Verwandte. 21:00 Uhr fährt unser Bus pünktlich ab.


07.03.2014
Potosí ist die Silberstadt Boliviens. 1573 zählte die 4100m über dem Meeresspiegel liegende Stadt zu den größten der Welt. Der Cerro Rico, der reiche Berg, liegt nur ca. 700m vom Stadtzentrum entfernt. Auch wenn der Bergbau die besten Zeiten hinter sich hat, leben heute immer noch ca. 15.000 Bergleute vom Silber-, Zinn- Zink- und Kupferabbau. Zumeist in kleinen Kommunen organisiert, wird das Edelmetall in Handarbeit aus dem tauben Gestein geschlagen. Wir fahren mit zwei jungen Leuten aus D und CH in einen Stollen ein. Es arbeiten gerade nur wenige Hauer, da Carnaval gefeiert wird. Wir kaufen auf dem Bergwerksmarkt Coca-Blätter, Alkohol (96%) Zigaretten sowie Dynamit, Zundschnüre und Limonade. Das sind Geschenke für die Minenarbeiter, die meist nur 40 ... 50 Jahre alt werden. Jedes Jahr sterben hunderte Miner an Kohlenmonoxidvergiftung, Silikose, bei Unfällen aber auch an Quecksilbervergiftung bei der Aufbereitung. Heute wird das Silber meist mit Cyanid ausgelaugt. Eine der Aufbereitungsanlagen befindet sich mitten in der Stadt. Insgesamt haben seit 1545 über 8 Millionen Arbeiter ihr Leben beim Silberabbau im Cerro Rico verloren. Der Eingang zur Rosario - Mine hat sein ursprüngliches Mauerwerk noch aus dem 16. Jh. Wir waten durch dreckiges Wasser. Dann nimmt die Temperatur schnell zu und schweflige Dämpfe reizen unsere Lungen. Wir gehen lange Strecken gebückt, da die Stollen niedrig sind, der Helm schützt uns vor Beulen.
Wacklige Leitern und tiefe Löcher erfordern Aufmerksamkeit, nichts für Leute mit Platzangst.
In einer Nische besuchen wir Tio Jorge. Das ist eine Statue, ein Abbild des Herrn des Berges, der jeden Freitag Opfer erhält, um auch in der kommenden Woche reiches Erz zu finden. Zigaretten werden in den Mund gesteckt, Alkohol auf den Kopf und die Gelenke sowie den Penis geträufelt. Für klaren Verstand sowie Gesundheit und Fertilität.
Reicht der Erlös nicht aus, um die Familie zu ernähren, müssen die Kinder und die Frau mit helfen. Jungen fahren bereits mit 12 Jahren ein, Frauen putzen das Silber außerhalb der Stollen aus dem Gestein, da nach Silbergehalt bezahlt wird. An uns wird ein Hunt mit der Wochenausbeute einer Kommune vorbeigezerrt. 8 Säcke mit je 40 kg Silbererz.
Wir geben einen Teil der Geschenke ab. Die Männer, mit vom Cocakauen ausgebeulten Wangen, nehmen sie dankbar an.
Wir sind froh nach 3h die Sonne wieder zu sehen und einigermaßen frische Luft zu atmen.
Mittagessen gibt's wieder auf dem Markt.
 (Der Fleischverkäufer im Hintergrund macht gerade keinen Umsatz.)
Aktuelle Position:-19.590330, -65.752878

Freitag, 7. März 2014

CIUDAD BLANCA, Tigermilch und K`oa Opfer

06.03.2014
Zeitig fahren wir mit dem Stadtbus zum Friedhof, der als sehenswert beschrieben wurde. Das ist er auch, ein großer Park, beeindruckende Familiengräber (größer als manches Haus!) und die Nischen für die nicht ganz so reichen Bürger. Die obersten Reihen sind die billigsten, dafür braucht man für die Pflege auch eine Leiter.
Danach besuchen wir zum 3. Mal den großen Markt und genießen einen weiteren Obstsalat. Heute kauft Jana Tumbos, Äpfel und Weinbeeren als Wegzehrung.

Die Gemüsehändler von übermorgen: der Markt ist ihr Spielplatz
Mittags bringt uns der Bus nach Potosi. Wir kommen zeitig genug, um uns um die Bergwerkstour für morgen zu kümmern. Da geht es dann also unter die Erde.  ;-)


05.03.2014
Heute hat "Condor Trekkers" - ein non profit Unternehmen - geöffnet und wir buchen einen geführten Stadtrundgang. Marion ist Studentin und zeigt uns beiden die Stadt. Ihr Englisch ist perfekt und so erfahren wir eine Menge Details der bewegten Geschichte Sucres. Besonders schön ist der Besuch des ehemaligen Konvents (heute vormittags als Schule und nachmittags als Museum genutzt) der Kirche San Felipe de Neri.



 Vom Dach aus genießen wir einen herrlichen Blick über die "Ciudad Blanca", die weiße Stadt, wie sich Sucre auch nennt. Per Gesetz müssen alle Häuser in der historischen Atstadt einmal im Jahr mit weißer Farbe getüncht werden. Nach dem Rundgang durch den Park Simon Bolivar, essen wir auf dem Markt eine Suppe und steigen die steile Straße hinauf zu La Recoleta.

Das Kloster befindet sich da, wo die Besiedlung begann. Da wir nur zu dritt sind, ist es eine angenehme Unterhaltung, wir können vieles erfragen, was nichts mit der Stadtführung zu tun hat. Marion versucht mit diesem Nebenjob ihr Englisch zu praktizieren. Am Nachmittag fahren wir mit ihr im Bus in einen Vorort und verfolgen das Treiben einer Fiesta. Es ist eine Mischung aus Karneval, Schlachtfest und Erntedank (Pfirsichernte). Es werden in großen Mengen Pfirsiche und Asado de Chancho (gebratenes Schweinefleisch) angeboten. Aber wir müssen uns wieder vor jeder Menge Wasserbomben und -kanonen in Acht nehmen. Zum Glück scheint die Sonne.
Neben den katholischen Traditionen sind die Bolivianer nach wie vor sehr eng mit Pachamama (Mutter Erde) verbunden. Trinken die Leute  zum Carnaval Bier oder "Leche de Tigre - Tigermilch, ähnlich Eierlikör), wird immer etwas auf die Erde geschüttet, eine Opfergabe an Pachamama. Außerdem rauchen in der Stadt überall kleine Feuer, auf denen Opfergaben verbrannt werden. Damit wird der Segen für Haus, Auto, Handel, Tiere,... erbeten. Auf dem Markt finden wir alles nötige Zubehör: Kräuter, Cocablätter, Papiergeld, getrocknete Lamaföten (denn Pachamama mag Fleisch) und natürlich Miniaturdarstellungen davon, was man sich wünscht.
Das Figürchen eines Frosches zum Beispiel bedeutet Geld, eine Schlange: Schutz, ein Lama: Gesundheit, usw. Alles kommt auf ein Blatt Papier und dann aufs Feuer. Wenn es ohne Rückstand verbrennt, wirkt es am besten.

Dienstag, 4. März 2014

Auf nach Sucre

04.03.2014
Ordentlich durchgeschüttelt und einigermaßen müde erreichen wir 5.30 Uhr Sucre. Das erste geöffnete Hostel ist unseres, einchecken und noch 2,5 Stunden schlafen. Da gestern der Höhepunkt des Carnavals hier stattgefunden hat, ist die Stadt heute im hangover, wir verpassen nichts. Alle Museen und Kirchen sind geschlossen.
Museumsersatz: Frühstück im Joy Ride Café
Wir schlendern durch die Straßen, immer auf der Hut vor Wasserbomben, die Kinder und Jugendliche in Mengen werfen. Omas und Kinder füllen die kleinen Ballons und verkaufen sie im 5-er, 10-er oder auch 50-er Pack am Straßenrand.
Markttreiben in Sucre

Hoch oben, sicher vor Wasserbomben

Aktuelle Position: -19.044854, -65.260984

03.03.2014
Da man Bustickets nur für den gleichen Tag erwerben kann, begeben wir uns morgens zum Terminal. Gut so, den wir bekommen zwei der letzten fünf Plätze im Bus mit Liegesitzen.
Im Markt essen wir leckeren Fruchtsalat. Die aktuelle Vielfalt des Obstangebotes findet sich in der großen Schüssel wieder.
Für nachmittags sind wir bei Luis, einem Freund Hutchs, eingeladen. Hauptgrund ist, dass uns eine Journalistin zu unserer Radreise interviewt. Sie schreibt für die Zeitung "LOS TIEMPOS" und will eine Kolumne über Radtourismus in Bolivien verfassen. Im Laufe des Nachmittags kommen immer mehr Gäste zu Luis, unter anderem auch der Architekt des Christos von Cochabamba und einige, die wir schon am Freitag bei Carlos kennenlernten.
Eduardo und Hutch bringen uns zum Busbahnhof, sie wollen uns nächstes Jahr per Rad in Pirna besuchen :-)
Unerwartet pünktlich startet der Bus. Das er für die 363km zehn Stunden (!) benötigt, sagt alles über den Zustand der Piste aus!

Montag, 3. März 2014

Carnaval

02.03.2014
Ausflug in die Innenstadt. Die Hauptstraße ist heute für die Kinder abgesperrt. In phantasievollen Kostümen prozessieren sie unter dem Namen ihrer Schule oder des Kindergartens. Aber vor allem ist es eine große Wasserschlacht. Fast alle haben Wasserpistolen dabei, teils mit mehreren Litern fassenden Tanks. Keiner bleibt trocken, aber bei Sonne und 30°C ist das auch kein Problem.


Nebenbei erfahren wir, dass es richtig war, nicht nach Oruro zu fahren, was wir ursprünglich für heute planten. Dort stürzte gestern eine Tribüne ein und es gab viele Verletzte und vier Tote. Der Karneval wurde gestoppt.
Wir verziehen uns nach einer Weile in ein Restaurant, wo wir das Menü des Tages geniessen. Dann schlendern wir zur Talstation der "Teleferico", einem Kabinenlift, mit dem wir zur Statue des San Cristo de la Concordia hinauffahren. Mit 40,4 m Höhe ist sie die zweithöchste Christusstatue der Welt. Das Schönste ist aber der Überblick über die Stadt.


01.03.2014
Hutch schlägt uns einen Ausflug vor. Mit dem Auto seines Freundes Eduardo geht es zu einem See und ins Örtchen Tarata. Eduardo ist gebürtiger Quechua und spricht diese Sprache perfekt. Bei Einheimischen bestellt er für alle Suppe, wahlweise Mais, Weizen oder Erdnuss. Schmeckt alles. Der Bedienung gibt er 10 Bs (1€) Trinkgeld. Sie kann ihr Glück kaum fassen, zweimal fragt sie, ob es wirklich ihr Geld ist. (Es entspricht etwa ihrem Tagesverdienst.) Zum Nachtisch holen wir uns bei Straßenhändlern reife Kaktusfrüchte und duftende Guaven. Superlecker!

Im nächsten Ort sucht Eduardo einen Mediziner auf. Er hatte sich vor einer Weile den Mittelfinger gebrochen und noch Schmerzen und Bewegungseinschränkungen. Jana darf der Behandlung zusehen: kurze Befragung und Funktionskontrolle, dann 2, 3 rasche Zug- und Drehbewegungen, fertig. Kostet 50 Bs.
Eduardo erzählt, dass er als sechsjähriger Junge gelähmt war, nachdem ihm ein Garagentor in die Wirbelsäule fiel. Der Großvater des heutigen Arztes behandelte ihn mehrmals, er lernte wieder Laufen und hat keinerlei Probleme wegen des Unfalls.
Abends begeben wir zwei uns per Bus noch ins 13 km entfernte Quillacollo , dort findet die Krönung der Faschingsprinzessin statt. Da es aber in einer Turnhalle veranstaltet wird und sehr laut ist, gehen wir nicht rein, sondern sehen uns nur die Stadt an.